Samstag, Juni 10, 2006

Bolivien

Am 25.5.06 gehts frueh Morgens ueber die Grenze in eine etwas andere Welt, von Argentinien nach Bolivien; in das aermste Land Suedamerikas. Fast 80% der Leute leben hier unter der Armutsgrenze. Schon bei der ersten Busfahrt sehen wir, dass Bolivien anders als Argentinien und Chile ist.




Unser erster Stop ist in Tupiza mit 25'000 Einwohnern auf 2950 mueM. Der ideale Ort, um sich fuer den Altiplano anzuklimatisieren. Wir buchen den "Bolivianischen"-Triathlon fuer den naechsten Tag. Zuerst gings ca. 12 km mit dem Mountainbike durch ein farbenpraechtiges Tal. Der Jeep immer hinter uns, um uns jederzeit mit Erfrischungen zu versorgen. Wir fuehlten uns wie das Swiss-Team in der Tour de Bolivia, ausser, dass wir das Tempo bestimmten. Danach gings mit dem Jeep etwas weiter in die verschiedenen Taeler hinein, welche wir naeher zu Fuss erkundeten. Es folgten kurze Wanderungen in interessanten Sandsteinformationen. Nach einer Staerkung (Tupizas Spezialtaet: Mais mit Lamafleisch; sehr fein) gings aufs Pferd zum Quebrada Seca und Valle de los Machos (weshalb wohl dieser Name?).

Sogar Peter hatte Freude am wilden Galopp. Doch unsere ungeuebten Hintern waren froh, nach 2 Stunden, wieder in den Jeep zu steigen. Mit diesem gings auf 3500 mueM, von wo wir eine Traum-Aussicht ueber das Tal mit seinen verschiedenen Formationen und Farben geniessen konnten. Die Talfahrt mit dem Bike zurueck nach Tupiza machte viel Spass.


Naechsten Tags gings bereits auf die 4-taegige SALAR DE UYUNI Tour, welches eines der Highlights in Bolivien ist. Schlussendlich fanden wir doch noch einen Touranbieter der uns einen "Israelifreier" Jeep garantieren konnte. Peter hatte zu Beginn kein gutes Gefuehl, als wir in einen Nissan (und keinen Toyota) einstiegen. Mal sehen, nicht alles so pessimistisch angehen. Mit 6 europaeischen Touris, Fahrer und Koechin (Ehefrau mit 3 jaehrigem Kind) und Gepaeck war der Nissan mehr als voll. Die Tour ueber Stock und Stein beansprucht unsere Hintern ganz schoen. Zu Beginn litten wir etwas unter der Hoehenkrankheit, doch der Tee aus Kokablaettern hat geholfen.

Der erste Tag ging durch trockenes Oedland, wo viele Lamas am "grasen" waren. Im ersten Dorf durften wir Zeuge der ersten Schritten eines frisch auf die Welt gekommenen Geissleins sein. Das Leben hier draussen muss extrem hart sein. Die Augen der Kinder sind fast schon Erwachsen. Die Unterkuenfte waren zwar sehr einfach, aber sauber. Doch es war nicht so kalt wie erwartet, obwohl die Scheiben vom Schlafzimmer morgens mit Reife bedeckt waren. Man sagt, es kann in der Nacht bis zu -20 Grad C kalt werden. Schon frueh Morgens um 6 sitzen wir wieder im Jeep. In Aquas Caliente goennen wir uns ein Erfrischungsbad im 30-graedigen Thermalwasser auf mehr als 4000mueM; umgeben von eindruecklicher Kulisse. Die Farben der Laguna Verde war sehr eindruecklich. Ebenfalls hat uns die Laguna Colorado mit ihren Flamingos sehr gut gefallen. Die Flamingos schlafen jeweils auf einem Bein, um am naechsten Tag mit dem anderen die moegliche Eisschicht durchbrechen zu koennen. Weiter gings vorbei an Lagunen, farbenpraechtigen Gebirge, Geysiren und dem Vulkan Allague.

Apropos Nissan, Peter´s Befuerchtungen haben sich bewahrheitet; haetten wir doch nur einen Toyota gehabt. Bis zur letzten Unterkunft vor dem Salar, wo wir in Salzbetten schliefen, hatten wir "erst" vier Pannen. Davon 1 Plattenfuss, 2 zerfetzte Reifen und ein Federproblem.

Frueh Morgens, vor Sonnenaufgang, erreichten wir den Hoehepunkt der Tour; den Salar. Der Salar de Uyuni ist mit 12.000 km² der groesste Salzsee der Welt. Er liegt auf einer Hoehe von 3.653 mueM. Mit gleissender Helligkeit am Tage und bitterkalten Naechten aehnelt er zwar einem steinhart gefrorenen See, doch was da unter den Fueßen knirscht sind keine Eiskristalle, sondern grobe Salzkristalle.
Der Salzreichtum des Salar de Uyuni wird auf ungefaehr 10 Milliarden Tonnen geschaetzt. Jaehrlich werden davon etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Staedte transportiert. Mit Ausnahme der schlammigen Uferzonen und einzelner Wasseraugen (ojos) kann dann die bis zu 30 m maechtige Salzkruste selbst von Bussen befahren werden. Es war schon eindruecklich, wie lange nur ein kleiner Teil der Ueberquerung Zeit beansprucht hat.

Da die Stadt Uyuni fuer uns nichts attraktives zu bieten hatte, charterten wir zu 20ig (inkl. 14 Israelis) einen Car nach Potosi. Potosi liegt auf 4.070 mueM auf der Hochebene des Altiplano, in einer kargen, steppenhaften Gegend. Die Stadt gilt als die hoechstgelegene Grossstadt der Welt. Schon die Inka hatten am Cerro Rico Silber foerdern lassen. Es war die Hauptquelle des spanischen Silbers mit bedeutender Muenzpraegung (Das Museum Casa de la Moneda war sehr aufschlussreich).

Der Haupteinkommenszweig von Potosi ist weiterhin der Bergbau am Cerro Rico. Abgebaut werden hauptsaechlich Zinn, Kupfer und Silber. Beruechtigt sind nach wie vor die Arbeitsbedingungen in den Minen, welche wir mit einer Minentour besichtigt haben. Es war fuer uns ein Schock, wie sich die Arbeitsbedingungen in den letzten 300 Jahren kaum verbessert haben. Weil unsere Zeit langsam knapp wird, gings auf direktem Weg nach La Paz.

Die Stadt liegt auf ca. 3.600 mueM in einem ca. 400 m tiefen Canyon, der in die umgebende Hochebene des Altipano eingeschnitten ist und sich zu einem Talkessel mit einem geschuetzten und angenehmen Klima weitet. Die Wohnviertel weisen eine deutliche Uebereinstimmung zwischen Hoehenlage und sozialem Status auf: je hoeher die Lage, desto aermer die Bewohner und umgekehrt. Sehenswert ist die Kirche San Francisco, deren Bau 1549 begonnen hatte. Wie in jeder bolivianischen Stadt gibt es auch hier Markthallen und riesige offene Maerkte, wobei der skurrile so genannte "Hexenmarkt" (der lokale Markt zum Handel mit rituellen Waren wird unter Touristen so genannt) eine Besonderheit darstellt. Leider riecht es zum Teil etwas streng und die Stadt ist sehr hektisch. Auch wir waren vom beruechtigten "Bolivianischen-Sch...." nicht verschont. Somit "pendelten" wir je einen Tag zwischen Toilete und Bett.

Wir waren froh, der Hektik der Grossstadt in Richtung Rurrenabaque (Bolivianischer Amazonas) zu entfliehen. Mit dem Propellerflugzeug landeten wir morgens auf der Grasspiste von Rurre. Mit dem Jeep gings 3 Stunden ueber Schotterpisten bis wir den Fluss Yukuma erreichten. Mit einem kleinen Motorboot gings Flussaufwaerts immer tiefer in die Pampas. Die Tierartenvielfallt war ueberwaeltigend. Am Flussrand sahen wir Hunderte von Aligatoren, Kaimanen, Flussschildkroeten, diverse Vogelarten und sogar Flussdelfine konnten wir sichten. Bereits verstochen legten wir uns unter das Moskitonetz und horchten den komischen Geraeuschen aus dem Dschungel. Tagsdarauf wanderten wir mit Gummistiefel durch die sumpfige Pampa auf der Suche nach Anakondas. Wir hatten Glueck und spuerten ein 2,5m grosses (oder kleines?) Exemplar auf.

Wegen 6 stuendiger Verspaetung des Flugzeugs nach La Paz, sind wir einen Tag verspaetet in Copacabana am Tititacasee angekommen. Der Titicaca-See ist Suedamerikas groesster Suesswassersee, mit einer Flaeche von 8.288 km2 ist er fast 13 Mal so groß wie der Bodensee.

Er liegt auf einer Hoehe von 3810mueM. Selbst auf dieser Hoehe konnten wir am Nachmittag die Sonne im T-shirt geniessen. Es gibt eine Vielzahl großer und kleiner Inseln, von denen einige Relikte der Inka-Kultur beherbergen. Auf der bolivianischen Seite des Titicaca-Sees liegen die heiligen Inseln Isla del Sol (Sonneninsel) und Isla de la Luna (Mondinsel). Der Legende nach erschien auf der Isla del Sol der weiße baertige Gott und erschuf die ersten Inkas, Manco Capac und seine Schwesterfrau Mama Oclla, die Gruender der Inka-Kultur.

Bereits gehts wieder weiter nach Peru. Dort treffen wir uns mit Line & Patrice, Freunde aus Montreal, Canada. Mit ihnen werden wir die naechsten 3 Wochen Peru bereisen.