Montag, August 14, 2006

Alaska

Alaska war schon immer eine Destination, die wir beide gerne bereist haetten und nun war es so weit. Schon der erste Ausblick ueber der Grenze war atemberaubend. Nur Wald, so weit das Auge reicht. Ein paar Waldbraende waren in der Ferne ersichtlich, welche etwas Dunst am Horizont erzeugten; ansonsten stahlblauer Himmel. Das faengt ja gut an. Alaska ist der flaechenmaessig groessste, Bundesstaat der USA (doppelt so gross wie Texas) und somit sind die Strecken zwischen den Staedten und Doerfer riesig.

Unser erster Stop bringt uns in's alte Mienenstaedtchen Chicken (www.chickenalaska.com), mit 21 Einwohner eher ein Nest, doch modern und innovativ wie sie sind, gibts im einzigen Dorfcafe sogar Wireless. Nebst dem Cafe gibt's eine Tankstelle, ein Postoffice und natuerlich ein Pub. Wir fuhren weiter auf dem Top of the World Highway Richtung Fairbanks. Auf dem Weg sehen wir viele Elche und ein wunderschoener Ausblick auf die Berge Richtung Denali Nationalpark.



Fairbankds wurde von Goldgraebern aus Klondike gegruendet und wurde rasch die groesste Stadt Alaskas. Heute ist Anchorage groesser. Im zweiten Weltkrieg wurden zwei US-Basen errichtet. Zwischen 1975 und 1977 wurde von Fairbanks aus der Bau der Trans-Alaska-Pipeline organisiert. Im Eismuseum erfahren wir mehr ueber den jaehrlichen Wettbewerb der Eisskulpturen, welche aus riesigen Natureisbloecken gefraesst, gehaemmert, gefeilt und geschliffen werden. Leute aus der ganzen Welt nehmen an diesem Spektakel teil und betrachteten die kuehlen Exponate. Von unseren Zeltnachbaren, den "Kiwis" (Neuseelaender), erhalten wir frisch gefangenen Halibut, den wir auf unserem Kocher fein zubereiten und genuesslich verspeisen. Der Halibut war sau gut.


Wir fuhren zu den naheligenden Chena Hotsprings, welche eine Wohltat waren. Die Wassertemperatur (38 Grad C) war fast zu heiss, fuer das immer noch warme und stahlblaue Wetter. Wir fanden einen wunderschoenen Platz zum campieren an einem kleinen Teich. Morgens erwachen wir von einem Geraeusch und als wir aus dem Zelt schauten, staunten wir nicht schlecht, als ein Elch direkt vor unserem Zelt stand. Wir wissen nicht, wer mehr erschrak, das riesen Viech oder wir. Der Elch jedoch sprang in den Teich und schwamm zum anderen Ufer.


Bei schoenstem Wetter fahren wir Richtung Denali Nationalpark, der knapp 24.585 km² grosse Denali-Nationalpark (halb so gross wie die Schweiz) kann, wegen riesigen Touristen-Ansturm, nur per Bus besichtigt werden. Wir hatten ein (oder besser DEN besten Tag) in diesem Sommer ausgesucht und durften den Denali Berg, oder auch McKinnley genannt, ohne Wolken bestaunen, was den meisten Touris verwehrt bleibt. Uebrigens ist dies der hoechste Berg Nordamerikas. Wir duerfen uns somit zu den Gluecklichen zaehlen, besonders in diesem Jahr, wo der Sommer hier anscheinend nur 3 Tage dauerte.


Schon am ersten Tag konnten wir nicht nur das Traum-Panorama, sondern auch Karibus, Elche, verschiedene Voegel und bis zu 7 Baeren bestaunen. Die Groesse der Baeren nimmt generell von Norden nach Süden ab, während sie im Norden bis zu 680 Kilogramm wiegen können, sind die Tiere im Süden mit 80 bis 200 Kilogramm bedeutend leichter. Eine Baerenmutter mit 3 kleinen lag genuesslich nahe der Strasse und tankte die Waerme der Sonne. Das System mit den Bussen ist eigenlich nicht schlecht, waeren es doch nur nicht immer diese altertuemlichen und unbequemen Schulbusse, die sie in den Staaten ueberall verwenden (es scheint, man kennt nichts anderes). Man reserviert den Platz am Vorabend fuer den naechsten Tag und kann dann aus- und einsteigen wo man will. Der Park hat nur auf den ersten Kilometer ausgeschilderte Wege, ansonsten kann man wandern, wo man will. Es gibt keine markierten Wege, nur zum Teil gesperrte Zonen. Wegen den viele Bueschen und Tieren, wie Baeren und Woelfe, koennen Wanderer von diesen ueberrascht werden. Es koennte sich dann eine unangenehme Situation ergeben, doch werden die Parkbesucher ueber das richtige Verhalten bei einer Begegnung mit Wildtieren aufgeklaert.



Naechstentags faengst es leider an zu regen, was schon eher Alaska- oder Denali-Wetter sein soll. Trotzdem sahen wir wieder viele wilde Tiere, wie Eulen und natuerlich auch viele Baeren (Grizzlys). Der Regen hoert leider auch am naechsten Tag nicht auf, es wurde eher noch schlimmer. Trotzdem gehen wir auf den "Discovery Hike" mit einem Park-Ranger. Die 4-stuendige Wanderung war trotz Regen schoen, doch war die Rangerin etwas (zu) jung und unerfahren. Somit mussten wir "Hillibillie-Schweizer" die Gruppe zurueck zur Strasse fuehren. Auf der Rueckfahrt sahen wir wieder Baeren. Trotz seines massigen Körperbaus kann der Grizzly (Braunbaer) mit einer Geschwindigkeit von über 60 km/h rennen. Auf dem Rueckweg wurden wir dann Augenzeugen, wie schnell diese Baeren rennen koennen. Eine Baerenmutter mit 1-jaehrigen Jungen verjagt einen anderen Jung-Baeren, der sich zu nahe in ihr Revier wagte. Die Rangerin sagte, es koennte sogar ihr eigenes 3 jaehriges Junges gewesen sein.

Nach ueber 3 Tagen Denali zog es uns aber trotzdem weiter Richtung Anchorage und waren froh, dass sich das Wetter wieder von der besten Seite zeigte. Wir machen auf der Strecke aber noch einen Stop bei einem bekannten Musher (Schlittenhundfuehrer), welcher jaehrlich das legendaere Iditarod-Hunderennen, 1850 km quer durch Alaska's Wildnis mitmacht. Das wohl haerteste Schlittenhund-Rennen der Welt. Vern Halter www.keloland.com/halter, oft in den vorderen Raengen dieses Rennens, gewann aber auch andere Rennen. Mit einem animierten Video erfuhren wir mehr ueber dieses Abenteuer. Wir erhalten Einblick in den Rennablauf und erfahren ueber die Wichtigkeit einer perfekten Organisation fuer das Rennen. Er erklaerte uns das gesamte Material, von Schlitten bis Kleider. Nach einem kurzem Spaziergang mit den diesjaehrigen Welpen (mehr als 15 Stueck) gings auf die rasante Fahrt mit 12 Schlittenhunden. Wow, diese Power. Vern musste sogar die Maschine bremsen, damit wir nicht vom Hocker vielen.

Obwohl Anchorage ueber 270,000 Einwohner hat, kam es uns trotzdem mehr als ein grosses Kaff vor. 10 km suedlich tauchten an einem Fluss 2 Schwarzbaeren auf, welche auch nach Lachsen fischen. Trotzdem fischen die Fischer weiter, nur halt etwas weiter flussabwaerts. Etwas weiter suedlich gab es einen Zwischenfall mit einem Schwarzbaeren, der waehrend der Nacht in ein Zelt einbrach. Dem Mann ist aber nichts passiert. Vielleicht hatte dieser, wie leider viele Touris, sich nicht an die Anweisungen der Ranger gehalten und Esswaren oder Kosmetikartikel mit ins Zelt genommen. Wir haben dies alles schon selber gesehen und dies im Grizzly-Land. Uns wurde es jedoch auch ein bisschen mulmig, da wir ja auch immer im Zelt schlafen. In Homer faengt es dann leider wieder mal an zu regnen und wir hoffen auf besseres Wetter fuer unser Ausflug zum "Baer-Viewing" im Katmai Nationalpark.



Als wir aus dem Zelt krochen und wir kaum aufs Meer sahen, obwohl der Campingplatz direkt am Meer lag, kamen uns Bedenken, ob die Tour wirklich durchgefuehrt wird. Gluecklicherweise klarte es gegen Mittag auf und es wurde sogar wieder sonning. Vor unserem Ablug hatten wir noch Zeit die "Baldeagel" (Nationalvogel der USA) von naechster Naehe zu beobachten. Eindruecklich, diese riesen Voegel.


Der 1-stuendige Flug ueber die Bucht war sehr schoen, doch die ruppige Landung am Strand war etwas zum fuerchten. Vorallem nach der folgenden Aussage vom jungen-coolen Piloten, der kurz eine Schlaufe flog, um etwas im Meer zu beobachten. Wir 4 Touris dachten, es waere ein Wal oder so aehnlich, er sagt nur "Nope, we are missing an airplane since 5 days".



Schon nach wenigen Metern sahen wir unsere ersten Braunbaeren (Grizzlies) von ca. 10 Meter Entfernung. In diesem Tal spotteten wir ca. 30 - 40 Baeren, welche friedlich vor sich hin doesten, am Grasen waren oder versuchten Fische zu fangen. Das Panorama mit dem Gletscher und Meer im Hintergrund konnte nicht besser sein. Mit unserem Guide und zwei anderen Touristen setzen wir uns in der Naehe einer Barenmutter mit ihrem Kleinen ins Gras. Wir schauen diesen riesen Tieren zu, als die Baerenmutter sich entschied Richtung uns zu schlendern. Unsere Herzen schlagen hoeher, doch der Guide bleibt ganz ruhig. Der Grizzly laeuft ca. 3 Meter neben uns vorbei, schaut kurz rueber und laeuft weiter. Das Kleine hinterher, schaut rueber, und folgt der Mutti. Wir fragen uns, wer hier wen beobachtete. Wow, das war ein Erlebnis, welches wir nie vergessen werden. Alle waren richtig aus dem Haueschen und redeten noch Stunden danach von dieser wohl einmaligen Begegnung.


Naechsten Tags ging es weiter nach Seward, ein schoenes Staedchen, ebenfalls auf der Kenaj Halbinsel gelegen, wo wir das erste Mal auswaerts essen. Einmal Kingcrab essen, muss ja in Alaska fast sein. Das Essen war sehr fein, doch wird King Crab nicht unsere Lieblingsspeise werden. Bevor wir die Faehre in Whittier nehmen konnten, mussten wir durch ein 2.5 Meilen Tunnel fahren. Wir staunten nicht schlecht, als wir fuer diese Strecke 12 US$ bezahlen mussten und Instruktionen erhielten, wie wir uns im Tunnel verhalten muessen. Dies ist in Nordamerika das laengste Tunnel und ein riesen Ding fuer die Amis. Wir haben uns schoen amisiert.

Die 3-stuendige Fahrt mit der Schnellfaehre durch den Prince William Sound war einfach atemberaubend, und dies wiederum bei stahlbauem Himmel. Anscheinend soll es hier eigentlich die meiste Zeit bewoelkt sein oder sogar regnen. In Valdez, die regenreichste Region Alaskas, genossen wir 2 Tage wunderschoenes Wetter. Wir haetten gerne eine Kajaktour zu den Gletschern gemacht, nur war uns diese mit 199 US$ pro Person doch zu teuer!?

Nach der Kenajhalbinsel machen wir einen Abstecher in den Wrangell-St. Elias-Nationalpark mit rund 53.320 km² der größte Nationalpark der USA und somit groesser als die Schweiz. Bergziegen, Schwarzbaeren, Grizzlybaeren, Bisons, Karibus, Seeloewen, Lachse und andere Tiere leben in dieser grossen und von der Zivilisation wenig berührten Wildnis. Etwa 80 Prozent der Landfläche besteht aus Schnee, Eis und Felsen. Wir machten eine Wanderung entlang der Gletscherzunge. Nach mehreren Meilen wird der Weg immer buschiger und buschiger. Wir sprechen extra sehr laut miteinander, um keine Baeren zu erschrecken (oder sie uns), da wir hier die einzigen Wanderer waren, die sich soweit vorwagten. Trotzdem erschrickt ein Junger Scharzbaer und springt von 3 Meter Entfernung davon. Wir sehen nur auf der anderen Seite die Buesche wackeln und uns wird's ungemuetlich. Die Regel lautet, steh nie Zwischen Mutter und Kleinem. Wir haben uns aber an die Anweisungen der Ranger gehalten und konnten ohne Zwischenfall den Rueckweg antreten. Danach waren wir sehr aufgeregt und konnten nur noch von dieser Begegnung sprechen. Auf dem Rueckweg kommen wir an Kennicott vorbei, die 1938 stillgelegte, einst reichste Kupfermine der Welt. In McCarty, dem einzigen kleinen Dorf, genehmigen wir uns das wohlverdiente Bierchen. Aus einem Bierchen wurden 6 Stunden im Saloon. Es war open-Mic-night, wo jeder, mit oder ohne Talent, etwas vorfuehren durfte.

Danach gings wieder zurueck nach Fairbanks, weil wir eine Tour nach Barrow gebucht hatten. Wir fahren in stroemenden Regen den Park-Highway, paralell zur Trans-Aaska-Pipeline. Diese wurde in den 70'ern fuer 8 Mrd. US$ gebaut um das Oel von den Oelfeldern im Norden zum Hafen von Valdez im Sueden zu transportieren. Die Laenge betraegt ueber 1250 km und ist mit 1.20 m Durchmesser ein beachtliches Rohrnetz. Seit der Inbetriebnahme 1978 sind über 13 Milliarden Barrel (2,1 Milliarden m³) durchgeflossen, mit einem Spitzenwert von 2,1 Millionen Barrel (330.000 m³) pro Tag. Nach einer verregneten Nacht in Fairbanks staunten wir nicht schlecht, als wir feststellten, dass der Zeltplatz fast im Wasser versank. Unser Zelt stand in einer 5-7 cm tiefen Lache, doch das Zelt hielt dicht. Ufff! Somit entschieden wir uns doch, zum 1. Mal auf unserem Trip, in ein Motel zu dislozieren.

Barrow ist die noerdlichste Stadt der USA mit 4'400 Einwohnern. Sie liegt etwa 500 km noerdich des Polarkreises an der Beaufortsee. Es ist interessant zu sehen, wie die Leute in diesem kargen Land (ueber)leben. Es ist "Sommer" hier, dass heisst die Sonne geht um Mitternacht nur kurz unter, doch das Thermometer klettert tagsueber kaum ueber die 0-Grad Grenze und der eisige Wind macht es wirklich ungemuetlich nach draussen zu gehen. Die Leute hier, ueber 65% Inuits (Eskimos), leben hauptsaechlich von der Jagd und dem Walfang, welcher das ueberlebn sichert, da wegen permanenten Frost nichts angepflanzt werden kann.

Alaska war mit Sicherheit ein Highlight unserer gesamten Trips. Wir sind froh, dass wir trotz Verkuerzung unseres Trips Alaska nicht gestrichen haben. Das meist gute Wetter, die tolle Landschaft und die artenreiche Tierwelt hinterlassen viele gute Eindruecke. Nun geht es zurueck in die Lower 48. Es bleibt jedoch genuegend Zeit auch die Sehenswuerdigkeiten Kanadas, insbesondere British Columbia, zu geniessen.